Page 20 - 35 Jahre Quedlinburger Musiksommer
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Bereits im ersten Jahr waren Orgelkonzerte, Son-  von Bildern und Gesprächskonzerte waren eindrückliche
                           derkonzerte, Kryptakonzerte und ein  Jubiläums -  Erlebnisse. Kinder- und Jugendprogramme, Auftritte
                           konzert zu erleben.                     von Profis und Laien rundeten das Geschehen ab.
                            Diese Struktur wurde in ihrer  Vielfalt sofort
                           angenommen und konnte im Prinzip über alle Jahre
                           beibehalten werden. Sie wurde den Gegebenheiten
                           entsprechend modifiziert, um neue Elemente zu er-
                           proben und einzubringen.
                            Die Orgelkonzerte bildeten den Rahmen. Die Orgel
                           steht inzwischen im Hohen Chor, und dem Hörer ver-
                           mittelt sich die monumentale Größe und innere Weite
                           des gesamten Gebäudes. Sie erklang solistisch, als Be-
                           gleitinstrument oder mit anderen Gesangs- und Instru-
                           mentalsolisten. Mit den Orgelkonzerten wurde die
                           Tradition der Orgelvespern unter Bartel aufgenommen.
                            Die Sonderkonzerte wurden den größeren Formen
                           vorbehalten. In den Chorkonzerten hatten die Chöre
                           Gelegenheit, durch die Verbindung von Musik und Be-
                           wegung dem Inhalt des Gesungenen Form und Gestalt
                           zu verleihen. Oratorien, Chor- und Orchesterkonzerte,
                           aber auch Sinfoniekonzerte, Festgottesdienste zu ver-
                           schiedenen Anlässen sowie Konzerte mit kleineren En-
                           sembles, Solistenkonzerte, Instrumentalkonzerte und
                           Kammermusiken wurden aufgeführt. Durch die
                           akustischen Bedingungen erhielten die vorrangig instru-
                           mental orientierten Konzerte besondere Bedeutung.
















       Axel Köhler und die Dresdner  Die Improvisationskonzerte zu biblischer Lyrik
       Kapellsolisten
                           stellten den Versuch dar, biblische Texte neu zu hören
       Abb. rechts:        und ihrer inneren Dynamik durch Musik unserer Zeit
       Aufführung der Oper »San Gio-  Ausdruck zu verleihen. Aus den Improvisationen zu
       vanni Batista« mit »La Stagione«
                           biblischer Lyrik wurden vor allem Improvisationen an
       Zur Musik von Konrad Bauer  der Orgel und im Jazz.           In der Krypta, die noch älter als die Stiftskirche ist,
       und dem Lichtdesign von Olsen  Dann kamen die mehrdimensionalen Aufführun-  wurden König Heinrich I. und seine Gemahlin
       Röhl tanzte Toula Limnaios am
       28. Juli 2001       gen als Fortführung dazu. Die Lebendigkeit des Musik-  Mathilde bestattet. Hier beteten und sangen einst die
                           sommers führte zu Akzentverschiebungen. »Cross over«  Stiftsdamen für deren Seelenheil. Kammermusik und
       Die Krypta – ein Raum zum  verband Musikstile unterschiedlicher Epochen und ent -  Texte unterstrichen in den Kryptakonzerten die durch
       BeSINNen
                           wickelte völlig neue Assoziationen, anderes Verständnis  den Raum vermittelte Geborgenheit. In sich
                           des Bekannten. Die Verbindungen zwischen der Musik  abgeschlossen bot die Krypta Gelegenheit für kleinere
                           und dem gesprochenen Wort in szenischen Aufführun-  Musikformen und ihr entsprechenden Besetzungen.
                           gen (»Jedermann« von Hugo v. Hoffmannsthal, »Adams  Bemerkenswerte Deckengemälde erweckten in ihrer
                           Tod« von F. G. Klopstock, eine Kirchenoper von  Gestaltung und ursprünglichen Farbigkeit eine be -
                           Alessandro Stradella), Tanz, Pantomime, Ausstellungen  stimmte Form des romanischen Empfindens, eine Form

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