Page 10 - 35 Jahre Quedlinburger Musiksommer
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Trösterin Musik

                            Drei Jubiläen feiert das musikalische Quedlinburg in  Darum sehe ich auch ein erstaunliches Zusammenklin-
                           diesem Jahr. Unter dem Motto »Singet und jubilieret«  gen der Anlässe in diesem Jubiläumsjahr mit der bib
                           begeht die Evangelische Kirchengemeinde gemeinsam    lischen Botschaft. Die Jahreslosung für 2016 steht bei
                           mit vielen Freunden der Musica sacra den Dreiklang  Jesaja 66,13: »Ich will euch trösten, wie einen seine
                           von 35 Jahren Quedlinburger Musiksommer, 45 Jahren  Mutter tröstet.«
                           Schuke-Orgel in der Stiftskirche St. Servatii und 50 Jahre  Vor 50 Jahren führte der Quedlinburger Oratorien-
                           Quedlinburger Oratorienchor. Diese Dreizahl weist auf  chores den »Messias« von Georg Friedrich Händel auf.
                           den guten menschlichen Zusammenklang hin, ohne  Dessen erstes gesungenes Wort nach der Eingangssin-
                           den sich ein hervorragendes kirchenmusikalisches Leben  fonie lautet: »Tröste dich, mein Volk, spricht dein Gott«.
                           nicht entfalten kann. Die Ideen der musikalisch Ak-  Auch dieses Wort steht beim Propheten Jesaja in Kapitel
       Christoph Hackbeil
                           tiven, das Engagement vieler Ehrenamtlicher, die Reso-  40, 1. So haben viele Menschen über Jahrzehnte hinweg
                           nanz bei vielen treuen Musikliebhabern sowie die  die Musik als Trösterin erlebt. Beim Hören von Orgel,
                           Unterstützung der Verantwortungsträger und Förderer  Orchester und Chor, sowie beim eigenen Singen half sie
                           müssen zusammenklingen, damit sich eine so wunder-  zur inneren Klärung. Traurigkeit verwandelte sich in
                           bare Ausstrahlung wie in Quedlinburg über Jahrzehnte  Freude, Zerrissenheit in Harmonie. Alle, die von der
                           entfalten kann.                         Musik berührt wurden, haben den Trost erfahren, den
                            Das Dirigat dieses Zusammenklanges, wörtlich: Sym-  auf wunderbare Weise Gott wirkt. Wenn wir von den
                           Phonie, lag seit 1980 in den Händen von Kirchen-  äußeren Jubiläumsanlässen zum Staunen über dieses
                           musikdirektor Gottfried Biller. Den Oratorienchor  Eine geführt würden – dann gedächten wir recht: Ich
                           führte er zu einem strahlenden Chorklang. Er sah visio -  will euch trösten – darum tröstet auch ihr.
                           när die Synergien der verschiedenen Künste um die
                           Stiftskirche herum: die geschichtsträchtigen Dom-
                           schatzstücke im romanischen Kirchenraum, darin einge-
                           bettet Orgel, Gesang und auch Theater. Keine Mühe  Christoph Hackbeil,
                           scheute er, um diesen Zusammenklang auszuweiten auf  Regionalbischof für den Propstsprengel Stendal-Magde-
                           Musikerkollegen im In- und Ausland, aber auch auf eine  burg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland
                           Koalition der Unterstützer aus Kirche, Kommune und
                           Land, aber auch aus dem öffentlich-rechtlichen und pri-
                           vaten Bereich. So ist als Kontrapunkt dieses Zusammen-
                           klanges das musikalische und organisatorische Wirken
                           von KMD Gottfried Biller zu sehen und zu hören.
                            Doch über jeden persönlichen Verdienst hinaus, ist
                           auf den hinzuweisen, dessen Kraft durch die geistliche
                           Musik alle Menschen ansprechen kann – unmittelbar,
                           berührend, aufrüttelnd und vor allem tröstend. Gott -
                           fried Biller hat diesen geistlichen Hintergrund authen-
                           tisch zum Klingen gebracht. Sängerinnen und Sänger
                           haben diese Ermutigung in das eigene Leben hinein-
                           genommen. Vielen, die der Musik lauschten, hat diese
                           tröstende Kraft Gottes eine Tür in die eigene Seele
                           geöffnet, ob sie nun gläubig waren oder nicht.





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